Artikel 11.19 | 05. November 2019


Aktuelle Forschung für den IT-Einkauf?

Alle 2-3 Jahre gehen wir auf die Frankfurter Buchmesse, um zu sehen, welche neuen Publikationen es zum Thema IT-Einkauf gibt. Besonders interessant für uns sind dabei deutsche und internationale Wissenschaftsverlage.

Unsere Standbesuche waren reichlich ernüchternd. Die Verlage hatten keine neuen Publikationen zum Thema IT-Einkauf dabei. Sie hatten generell wenig Papier dabei. Die Art und Weise, wie wissenschaftliche Publikationen veröffentlich werden, ändert sich grundlegen. Eine Vertriebsleiterin erzählte uns, dass der Verlag grundsätzlich elektronisch veröffentlicht. Bücher können zum Einheitspreis als print on demand bestellt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass der Besteller eine entsprechende Lizenz nutzen kann. Wissenschaftsverlage lizenzieren ihr Programm an Institutionen wie z.B. Universitätsbibliotheken, Forschungsinstitute u.ä.. Kleine Institute leisten sich diese Abonnements häufig nicht. Eine Professorin erzählte uns, dass sie über ihr Institut keine Möglichkeit hat, auf die aktuellen Veröffentlichungen ihres Fachgebietes zuzugreifen, da dieses die Inhalte nicht lizenziert hat.

Aus Verlagssicht ist dieses Vorgehen verständlich. Digitalisierung und Forderungen nach Open Access, also der freie Zugriff auf Veröffentlichungen, machen eine Veränderung des Geschäftsmodells der Verlage erforderlich. Wissenschaftsverlage haben eine wichtige Funktion beim Review von Veröffentlichungen und der Verknüpfung von Wissen.

Die Europäische wissenschaftliche Veröffentlichungskultur funktioniert etwas anders als die US-amerikanische. In den USA gilt: Was ausschließlich mit Steuergeld erforscht wurde, muss kostenfrei veröffentlicht werden. Beispielsweise das MIT, das SEI und das PMI bieten umfangreiche Ressourcen an. Google Scholar und Microsoft Academic sind aus meiner Sicht kein vollwertiger Ersatz für den Zugriff auf wissenschaftliche Publikationen. Man muss sich häufig erst durch etliche Links klicken, bis man zu der Seite kommt, auf der die Publikation erhältlich ist. Dort muss man auf der Basis eines dünnen Abstracts entscheiden, ob es sich lohnt 2- bis 3-stellige Eurobeträge auszugeben, um die Publikation zu erwerben.

Immerhin habe ich über diesen Weg eine Publikation gefunden, die wissenschaftlich untersucht, warum der IT-Einkauf in vielen Unternehmen große Probleme macht und nicht immer wirtschaftlich ist. Immerhin waren alle Referenzen lesbar. Insofern ist der Artikel eine gute Basis um weiter zu suchen und zudem extrem aktuell. Leider war der Artikel ansonsten auf koreanisch….

Kein Wunder, dass der IT-Einkauf in vielen Unternehmen auf dem Stand der Einkaufsmethoden von vor 20 Jahren stehengeblieben ist. Es gab schon immer wenig Literatur zum Thema und es wird zumindest was deutschsprachige Literatur angeht, noch weniger werden. Seit Jahren habe ich bei renommierten US-Institutionen einen Ticker auf Veröffentlichungen laufen. Mit der Entwicklung der europäischen Publikationslandschaft lohnt sich der Blick über den großen Teich immer mehr. Deutschland verliert die Verbindung zwischen Wissenschaft und Industrie. Kleine und mittlere Unternehmen drohen abgehängt zu werden.

Mal sehen, was die Digitalisierung sonst noch bringt….

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